Datum: Sun, 22 Jul 2001 13:57:19 +0200
Von: Gerald Bock)
An: ruth.reheuser@t-online.de

Liebe Frau Reheuser,
Zu Ihrer Frage bez?lich unseres ersten Kontakts mit Do Khyi: Wir waren 1990 in einem Kloster in Nepal und dort hatten die M?che 2 Do Khyi, einen braunen und einen schwarzen. Sehr imposante Gesellen, doch erschienen Sie uns nicht kompliziert nur Ehrfurcht gebietend. So wie es im Westen beschrieben wird, dem Hund m?ste man die fremden Besucher erst vorstellen usw. habe ich diese Hunde nicht erlebt. Kein Mensch hat uns vorgestellt, wir waren ca. 27 Studenten aus aller Welt, gingen 10 Tage lang auf dem Klostergel?de umher, liefen mehrmals t?lich an den Hunden die kleine Treppe zur Klosterbibliothek vorbei. Nie hat einer Anzeichen von Fremdenfeindlichkeit gezeigt.
Weiterhin glaube ich, dass die meistens Besitzer vielleicht zu wenig ?er die E?ewohnheiten der Tibeter wissen. Die Tatsache, dass Fleisch nur sehr, sehr selten zu finden ist, bedeutet wohl auch f? die Hunde eine Mahlzeit basierend auf Gerstenmehl zu bekommen. Oder vielleicht Gr?ze von der selben. Dann steht ja noch Butter zur Verf?ung. Haben Sie schon mal Tsampa, das tibetische Hauptgericht gegessen. Es schmeckt
lecker, erscheint uns halt fremd aber ger?tetes Gerstenmehl mit Buttertee und auch mal ein paar getrocknete Fr?hte und saisonal Gem?e sind Haupt-nahrungsmittel der Tibeter. Wobei im Hochland das Leben nat?lich k?ger ist und in den tiefer gelegenen Regionen Vielfalt an Obst und Gem?e dazu kommen kann. Doch mit Mehl und Butter zieht die Karawane.
 

Richtige F?terung  - die halbe Gesundheit ?

.... der Do Khyi und seine Ern?rung

PDF-Print-Datei

 

um als Europ?r die einfachen Regeln der richtigen F?terung des Do Khyi zu verstehen, sollte man Kenntnisse ?er die Nahrungsmittel in Tibet haben.

 Es ist so einfach !

Gerste

Haupts?hlich wird in Tibet als Getreide die schnell reifende Gerste angebaut (120 Tage), hier eine spezielle Hochlandgerste welche bis in H?en von 3700 m (!) noch gedeiht, in sehr g?stigen Lagen auch Reis, Erbsen und verschiedene H?senfr?hte.
Dennoch deckt die Gerste 40 % der Kohlehydratversorgung in der Bev?kerung.
Die Gerste wird mittels r?ten in hei?m Sand, keimunf?ig gemacht und l?st sich so
sehr lange haltbar machen. Das ger?tete Endprodukt wird als Tsampa bezeichnet und besteht aus dem ganzen Korn samt der umgebenden H?le. Europ?rn empfiehlt sich  der Genuss von Tsampa nicht, nachdem trotz dem Aussieben des Sandes dennoch grobe Sandteile und Steinchen darin verbleiben, es sei denn man m?hte eine komplette Gebisssanierung riskieren.

Die Hochlandgerste ist die protein?mste Getreidesorte, enth?t keinen Kleber und l?st sich somit nicht zu Brot verarbeiten, ist aber sehr Mineralstoff- und Vitaminreich.
Das Tsampa, von dem jeder Tibeter ein S?kchen voll mit sich f?rt wird gemahlen und in Suppen, Yoghurt meist aber in Buttertee einger?rt in einem Klumpen gegessen. Dies geschieht ?erwiegend mit den Fingern (r?ren und essen).

 Milch und Milchprodukte

Ein Gro?eil des Tibetischen Hochlandes ist raues, unfruchtbares Grasland, Grassteppe. Hier z.B. im Changtang oder auch Amdo leben die Menschen nomadisch und ziehen mit ihrem Vieh, den Tibetischen Ziegen, Schafen und ?er 3000 m., den Yaks ?er das Grasland. Der Do Khyi ist der Hund der Nomaden.
In erster Linie leben die Menschen von Milchprodukten wie Yoghurt, K?e und dem wichtigsten Bestandteil der Milch, der Butter.

Eine Yakkuh gibt am Tag gerade 2 Ltr. Milch, welche aber in ihrer Beschaffenheit der Kuhmilch in unseren Breitengraden wenig ?nlich ist. Die Milch des Yak ist extrem fetthaltig (bis zu 65% Fett). Dem ?nlich verh?t sich auch der Fettgehalt von Schaf- und Ziegenmilch, die Milchleistung ist ebenso gering aber sehr fetthaltig. Der Proteingehalt (Milcheiwei? ist niedriger.
Die Butter der Yakmilch wird zum Brennen der Butterlampen, zur Hautpflege und f? den Buttertee der Tibeter verwandt.
Ohne den hohen Fettgehalt in der Ern?rung w?e ein ?erleben in diesem rauen Klima nicht m?lich.

 Buttertee

Der Tibeter bevorzugt den Ziegeltee aus China, zieht diesen aufgrund seines kr?tigen Geschmackes dem Indischen vor. Dieser fermentierte Tee beinhaltet sehr viele Mineralstoffe und auch Vitamine, wird mit den Teebl?tern lange Zeit gekocht und mit der fettigen Yakbutter versetzt. Generell ist in jedem Zelt oder Haus ein Kessel voll Buttertee zu finden, dieser wird gesalzen. Der Geschmack erinnert an Rahmsuppe (wenn die Yakbutter nicht ranzig ist). Buttertee enth?t alle f? die menschliche Ern?rung wesentlichen Mineralstoffe und Vitamine, zusammen mit Tsampa ist er ein Hauptnahrungsmittel.

 Fleisch

Trotz der nomadischen Lebensweise ist Fleisch kein Hauptteil in der Ern?rung. Der gl?bige Tibeter wird kein Tier schlachten, dazu ben?igt er umherziehende Mohammedaner. Meist wird nur ein Mal im Jahr zu einem hohen Feiertag geschlachtet.
Das Fleisch wird ?erwiegend in Streifen geschnitten getrocknet aufbewahrt und bei Bedarf gemahlen.

 Die Ern?rung der Do Khyi und Hunde

Aufgrund der oben beschriebenen Ern?rung der Menschen wird klar ersichtlich, dass der Hund bei den Tibetern generell sehr proteinarm ern?rt wird ? wie eben der Mensch auch (Hans F?st spricht zu Recht bei der menschlichen Ern?rung von einer `Di?`).
Der Hund wird gerade bei den Nomaden gut gen?rt und erh?t Tsampa mit Schaf- oder Ziegenmilch.
Dies bedeutet wenig Protein, guter Fett- und Mineralstoffgehalt, sowie alle notwendigen Vitamine. Dies bedeutet aber gleichzeitig einen hohen Ballaststoffgehalt durch die Beimengung von Getreideschalen und Sand.


Fleisch ist in der Ern?rung der Hunde eine Nebensache, sofern diese sich solches nicht durch den Fang von Insekten oder M?sen selbst ergattern k?nen. Die einmaligen Fleischabfallgaben bei Schlachttagen im Jahr spielen eine Nebenrolle.

Tibetische Ern?rung der Hunde umsetzen auf Europa

Traditionell wurden unsere Hunde im Westen bis vor ca. 100 Jahren ebenso mit wenig Fleisch, daf? aber um so mehr aus ?K?henabf?len? ern?rt. Der Europ?r hat sich aber immer schon proteinreicher ern?rt als ein Tibeter.
Der Proteinanteil in unserer Ern?rung ist in der heutigen Zeit extrem gestiegen, der bei unserer Hundeern?rung auch !

Ein Do Khyi wird diese Ern?rung mit bis zu 65% Rohprotein (Feuchtfutter) auf Dauer nicht vertragen, sein gesamter Stoffwechsel ist an die Ern?rung mit wenig Protein aber hohen Vitamingehalt und Mineralstoffgehalt, bei sehr hohem Anteil von Ballaststoffen angepasst.
Auf diese Weise kann sich ein durchaus ansehnlicher Hund trotz solch ? karger Di? ? entwickeln.
Es gilt also hohe Proteingehalte bei Fertigfutter wie auch selbst zubereitetem zu vermeiden. Dies bereits beim Welpen und heranwachsenden Hund. Milchprodukte sind nur in der ?saueren? Zubereitung als Joghurt, ggf. K?e oder Quark zu empfehlen, dies aber dennoch ma?oll, nachdem der Milcheiwei?ehalt der Kuhmilch erheblich h?er ist.

Ein gutes Fertig-Trockenfutter mit maximal 23% Rohprotein, sowie einem hohen Anteil an essentiellen Fetts?ren und Ballaststoffen ist zu empfehlen, dies bereits bei der Welpenaufzucht. Do Khyi lieben Abwechslung und freuen sich durchaus ?er selbst zubereitetes Futter im speziellen aus Gerstenschrot und Buchweizen mit geringen Anteilen an Fleisch. Distel- oder Oliven? sollte hierbei nicht fehlen. Zu empfehlen w?e hierzu noch die Gabe von Hafer- oder Weizenkleie.

Folgen von Fehlern?rung

Insbesondere die zu proteinhaltige Ern?rung aus ?Welpen-/Junghundfertigfutter Large Breed? in Verbindung mit hohen Vitamin E und Kalziumgehalt sorgt f? ein zu rasch wachsendes Skelett, bei welchen der junge Do Khyi Gelenkprobleme und somit Schmerzen beim Laufen bekommt.

Ebenso kann das Verdauungssystem die Eiwei?toffe nicht richtig abbauen und es bilden sich ?G?ungsr?kst?de? im Darm, welche auf Dauer das gesamte Verdauungssystem irreparabel sch?igen, ebenso leidet der Stoffwechsel, insbesondere die am Verdauungssystem beteiligten Organe wie Leber und Niere, sowie die Haut darunter.
Der Do Khyi wird damit also krank und sicherlich nicht sonderlich alt ! Es ist ziemlich einfach einen Do Khyi richtig zu ern?ren. Nachdem er ein sehr guter Futterverwerter ist d?fte also die Gabe eines speziell auf ihn zugeschnittenen Futters, welches der Z?hter empfiehlt auf  Dauer sicher auch nicht zu teuer sein.

 Ruth Reheuser 07/2001
Bilderquelle: Mustang Das geheimnisvolle K?igreich, Mira Verlag

 

 

   Zur?k         Nach oben