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  - Farbmutantenalopezie/ Follikeldysthropie ?               

Protokoll einer Fehldiagnose

4.12.98  - der Tag an dem ich meinen ?kleinen Grauen? Chang po das erste Mal sah und sofort wusste, dass es soweit ist, endlich den langgehegten Wunsch nach einem Do Khyi zu erf?len. Chang po w?e mein R?e aus diesem Wurf gewesen. Sein Schicksal sollte mich viel l?ger besch?tigen als ich dachte !

Was war passiert ?  Diagnose, bzw. Verdacht auf Farbmutanten-Alopezie bei allen drei grauen Welpen in diesem Wurf. Was ist das ?erhaupt ? Die Auswirkungen hatte ich ja bereits gesehen, kannte das Bild vom Dobermann, aber bei so jungen Welpen  hatte ich es noch nie gesehen !

Farbmutanten ? Alopezie:

Betroffen sind die genetisch ?blauen? (grauen) Hunde die das Dilutiongen doppelt angelegt haben, hier sind jedoch nicht alle in einem Wurf betroffen, sondern die Erkrankung kommt nur sehr selten vor. Das in seiner Farbe verblasste Fell weist im Haarschaft gro? Pigmentk?ner auf, diese verursachen Haarverlust durch Br?he der Haarrinde. Meist sind kurzhaarige Rassen pr?isponiert.

Die Dystrophie tritt in den verblassten Fellarealen ab dem 1.Lebensjahr auf, meist jedoch beginnend mit dem 2.Lebensjahr. Die Haut-/ Haarver?derungen beginnen ditorsal an den Flanken und breiten sich im Verlauf mehrerer Jahre ?er den gesamten K?per aus. Die Talgdr?en arbeiten weiter, wodurch seborrh?sche Entz?dungen entstehen. In den entz?dlichen Hautpartien bilden sich Melaninklumpen und peribulb?e Melanophagen. Die Behandlung besteht in antiseborrh?schen Waschungen mit anschlie?ndem R?kfetten der betroffenen Partien, sowie der Behandlung mit Hautantibiotika um Entz?dungen einzud?men. Meist m?sen die betroffenen Tiere nach Ausweitung der Follikelentz?dungen mit gro?l?hig offenen, eitrigen Partien euthanasiert werden.

Die betroffenen Hunde sind sonst lebensf?ig und munter, der Haarverlust ist irreparabel.

 - es konnte wohl nach dem klinischen Bild keine Follikeldystrophie der Farbmutanten bei den drei betroffenen Welpen Chang po, Candra und Chensi gewesen sein.

Follikeldystrophie bei schwarzem Fell (black hair 
follicular dystrophy):

Nur Hunde mit schwarzem/dunklen Fell sind betroffen. Das gest?te Haarwachstum wird mit gest?ter Pigment?ertragung in Verbindung gebracht. Ab der vierten Woche beginnt eine fortschreitende Alopezie von schwarzem Haar unter Bildung von Haarstoppeln. Bis zum 9. Monat sind die Hunde meist haarlos. Nicht immer sind alle schwarzhaarigen Regionen betroffen. Bei der Hautbiopsie zeigen sich Melaninklumpen und Makromelanosomen. Die Behandlung erfolgt durch eine symptomatische Behandlung der sekund?en Schuppung der Haut, der Haarverlust ist wie bei allen erblichen Vorg?gen irreparabel.

- nachdem Chang po, Candra und Chensi grau (blau) waren (sind) und die Ver?derungen binnen kurzer Zeit eintraten, konnte auch diese Diagnose trotz des fr?zeitigen Beginns nicht treffend sein. Bei nahezu allen Formen von Alopezien bilden sich in der Epidermis Ver?derungen der melanintragenden Zellen ? auch bei endokriner (z.B. Schilddr?enunterfunktion) oder erworbener Alopezie.

Erworbene Alopezie:

Der Haarverlust entsteht durch Ver?derungen des Follikels, weiterhin sind die Ursachen oft unbekannt. Dennoch kommt es zum Stillstand des Haarzyklus mit nachfolgender Alopezie. Zu diesem Erscheinungsbild geh?en Alopezien als Reaktion auf Sexualhormone, Wachstumshormone, bzw der in der Nebenniere gebildeten Geschlechtshormone, durch endokrine Erkrankungen wie Hyperkortisolismus oder Hypothyreose. Ursache kann auch eine antimitotische Therapie (z.B. Chemotherapie, Bestrahlungen) oder eine infekti?e Viruserkrankung sein.

Die anagene (Hautstoffwechsel) Wachstumsphase des Haares ist unterbrochen, woraus die Bildung von anormalem Haar resultiert, nachdem die dystrophischen Ver?derungen nicht mit normalem Haarwuchs vereinbar sind kommt es fallweise innerhalb von Tagen zum Haarverlust. Die Diagnose kann nur gestellt werden unter Feststellung der vorangegangenen St?ungen, der klinischen Symptome. Eine Hautbiopsie ist nur von diagnostischem Wert wenn sie vorgenommen wird bevor sich totaler Haarverlust einstellt.

Nach Behandlung oder Ausheilung der urs?hlichen Erkrankung ist der Haarverlust in den meisten F?len reparabel, die Haare wachsen wieder nach.

Weshalb also kam es zu dem Verdacht auf eine Farbmutanten-Alopezie nach dem Haarverlust bei diesen drei Welpen im Wurf, welche die Alopezie teils total, teils stellenweise innerhalb von wenigen Tagen aufwiesen, beginnend ab der vierten Woche. Nur aufgrund der Haar- und Hautfarbe?

Das klinische Bild schien in andere Richtungen zu deuten, nach all meinen Nachfragen ?er zwei Jahre bei der betroffenen Z?hterin bekam ich pl?zlich die Auskunft, dass nur zwei der drei betroffenen Welpen eingeschl?ert wurden. Chensi, die Dritte lebt ? hat volles Haar, gesunde Haut. Was war passiert ?  Die Befunde oder Diagnosen konnten nicht stimmen !

Chensi  ein vollkommen
gesunder, lebenslustiger & vitaler
Do Khyi

  Protokoll einer Fehldiagnose !

Inzwischen hatte ich die M?lichkeit all die Biopsieberichte, Laborwerte des Blutes und Diagnosen zu sichten. Das Resultat war erheiternd, wenn es nicht doch so traurig w?e. Zwei unabh?gig voneinander arbeitende Labore kamen zu zwei unterschiedlichen Diagnosen. In einem Fall sogar  ein Labor mit zwei unterschiedlichen Befunden an zwei Welpen des so stark betroffenen Wurfes.

Die klinischen Beobachtungen, das Auftreten der Alopezie in der vierten Woche schienen auf eine ?black hair dilution alopezie? zu deuten. Die graue Haut, die Sch?igung der Haarfollikel auf eine ?color dilution alopezie ?  Die Ver?derungen in der Epidermis wurden sogar in einem Bericht als ?follikular dysplasie? bezeichnet ? ein dehnbarer Begriff !

Die Blutuntersuchungen auf Hypothyreose und Leberwerte ergaben keinen Befund. Leukozyten wurden erst gar nicht ausgez?lt, ebenso wenig der Hormonspiegel bestimmt.

Die mir vorliegenden Laborergebnisse zeigten f? alle Welpen aus dem Wurf (black & tan waren alle ohne Befund), insbesondere f? die damals betroffenen ?Grauen?, immer wiederkehrende Biopsie- und Blutnahmen mit dem Resultat, dass von vorneherein nur in eine, aufgrund der Hautfarbe vermutete Richtung gesucht wurde. Die tats?hliche medizinische Kl?ung und Behandlung unterblieb.

In der Nachbetrachtung der Wurfgeschichte f?lt auf, dass drei Welpen aus diesem Wurf im Alter zwischen 11 und 12 Wochen schwer erkrankten, alle im gleichen Alter, die gleichen Symptome, die gleiche Lethargie und alle drei hatten an weit auseinander liegenden Orten die gleiche, sehr seltene Viruserkrankung, welche mittels Behandlung mit spezieller Antibiotika (bei allen dreien griff die zuerst gegebene Antibiotika nicht) ausgeheilt werden konnte.

Dies konnten sie nur von der Zuchtst?te mitgebracht haben. Weshalb zeigten nur die drei Grauen Haarver?derungen ? Von Forschungsseite wird vermutet , dass genetisch ?blaue? (graue) Ph?otypen anf?liger in der Immunabwehr sind. In diesem vorliegenden Fall wurde der Hautstoffwechsel stark durch den Infekt durcheinandergebracht, so konnte es zu diesen Haarverlusten, ?erm?igem Hautwachstum und gleich daneben dem Abbau von Hautzellen kommen.

Auffallend bei diesem Fall aber war, dass eines der pathologischen Institute sehr gro?s Interesse an diesen neuen, nicht zuzuordnenden Alopezief?len zwecks weiterer Forschung bekundete.

In einem kl?endem telefonischen Gespr?h, konfrontiert mit der Tatsache dass eines der betroffenen, genetischen ?blauen? Tiere aus dem Wurf heute noch lebt, ohne klinische Befunde und vollkommen aus einer vermuteten, irreparabel genetischen Diagnose gesundet ist, erkl?te mir der Leiter des Labors in M?chen, dass er als Pathologe ja nur stoffliche Biopsieproben und nicht das klinische Begleitbild sieht. F? die Biopsien waren aber leider nur entz?dete Follikel entnommen worden.

Nur aufgrund der ?grauen? Fellfarbe wurde hier der Verdacht einer vielleicht ?heredit?en? Erkrankung von Farbmutanten an den nicht mehr vorhandenen Haaren herbeigezogen !

Eine wahre Kl?ung der Ursache fand nie statt, in diese Richtung hatte man nicht gesucht !  Zwei Welpen wurden eingeschl?ert, eine Zuchth?din kastriert; die Zucht aufgegeben. Zum Gl?k hat sich auf Betreiben der Tier?ztin ein begeisterter Halter gefunden, der trotz der d?teren Prognose eine graue H?din aufgenommen hat.

Chensi lebt !  Alle Haare waren innerhalb 3 Wochen wieder nachgewachsen. Sie ist ein mit Haut und Haar gesundes, h?sches Do Khyi M?chen geworden, welches den Veterin? nur zu den Impfterminen, zur Ausheilung der Viruserkrankung in der 12. Lebenswoche und zur Kastration gesehen hat. Chensi ist der lebendige Beweis einer Fehldiagnose;  eines Fehlurteils ?er das so kurze Leben von Chang po und Candra.

Ein "R?kschlag" auf alte
holl?dische Blutlinien -
wei? Ohrr?der

Chensi ein "grey & tan"
Do Khyi - M?chen.....
wer sie nicht von Geburt an gesehen hat w?de es nicht glauben !

Quellen: Vanderlip, Hundezucht Therapie Genetik f? Therapie Genetik
                Stefanie Peters, Haut und Haarkleid beim Hund
                Sue Paterson, Hauterkrankungen des Hundes und der Katze
                Ton Willemse, Klinische Dermatologie
                Dr. vet.  Bergler, Parasitologe, Dermatologe

Autor       Ruth Reheuser

 

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